49 Winchester und Wyatt Flores bringen Southern Rock & Americana ins Hamburger Docks – echt, laut, unverfälscht.
Ein ungewöhnlich früher Beginn für einen Konzertabend auf der Reeperbahn. Bereits um 18:00 Uhr öffneten sich die Türen des DOCKS, das einmal mehr zum Zuhause für einen besonderen Country-Abend wurde. Und kaum dreißig Minuten später, um Punkt 18:30 Uhr, betrat Wyatt Flores die Bühne – ganz ohne Pomp, dafür mit umso mehr Authentizität.
Wyatt Flores – Auf das Wesentliche reduziert
Fotos: Sven Hartwig / CNTRY
Der junge Singer-Songwriter aus Oklahoma präsentierte sich in einer akustischen Formation. Keine In-Ears, keine Effekthascherei – nur Stimme, Gitarre, Mandoline und Keyboard. Auf das Nötigste reduziert, vertraute Flores voll und ganz auf die Kraft seiner Songs. Eine Setlist im klassischen Sinn gab es nicht; er und seine Bandkollegen folgten ihrem Gespür.
Die bekanntesten Wyatt-Flores-Titel fehlten dennoch nicht: „Milwaukee“, „Welcome To The Plains“, „Don’t Wanna Say Goodbye“ und das herzliche „Oh Susanna“ fanden allesamt ihren Platz in dem 45-minütigen Set. Das Ergebnis war ein Auftritt, der zugleich besonders, intim und angenehm zurückhaltend wirkte – eine ruhige, fast kontemplative Einstimmung auf das, was folgen sollte.
49 Winchester – Southern Rock mit Seele

Nach einer guten halben Stunde Umbaupause hieß es: Regler auf Anschlag. 49 Winchester betraten die Bühne – und verwandelten das Docks in einen brodelnden Südstaaten-Kessel. 90 Minuten lang bot die sechsköpfige Formation eine leidenschaftliche Show voller Energie, Lautstärke und musikalischer Präzision.
Die Band um Frontmann Isaac Gibson eröffnete mit „Tulsa“ und „Chemistry“, bevor sie sich mit „Hays, Kansas“, „Damn Darlin‘“ und „Last Call“ tief in ihr Repertoire hineinspielte. Beeindruckend ist, wie es den Musikern gelingt, ihr Publikum unmittelbar in den Bann zu ziehen. Anders als etwa Old Dominion oder Midland konnten 49 Winchester bislang keine großen Charterfolge verbuchen – doch das DOCKS ist an diesem Abend trotzdem voll.
Zahlreiche Cowboyhüte, lange Bärte und karierte Hemden füllen den Raum. Ein Publikum, das mitgewachsen ist, durch stetiges Touren, durch beständiges Wiederkommen. Der Erfolg liegt hier nicht in den Charts, sondern in der ehrlichen Verbindung zwischen Bühne und Fans.
Gibson steht im Zentrum dieses Geschehens – ein Frontmann, der seine Gitarre nicht nur spielt, sondern mit jeder Faser lebt. Kratzige Saitenanschläge, stampfende Rhythmen, ungestüme Bewegungen: echter Southern Rock in Reinform.
Ein Raum voller Happy Hillbillys
Fotos: Sven Hartwig / CNTRY
Die Fans zeigen sich textsicher bei „Russell County Line“ und später auch bei „Everlasting Lover“. Für ein Schmunzeln sorgt der neue, noch unveröffentlichte Titel „Bringing Home The Bacon“, der schon jetzt als heimlicher Publikumsliebling gilt. Auch Songs wie „Yearnin’ For You“, „Pardon Me“, „Miles To Go“, „Anchor“ und „All Over Again“ zeigen, wie mühelos 49 Winchester zwischen introspektiven Momenten und mitreißenden Rockpassagen wechseln.
Als schließlich „Hillbilly Happy“ den Saal ein letztes Mal zum Kochen bringt, ist klar: Die Band hat ihren Sound gefunden – irgendwo zwischen Herz, Schweiß und Heimatgefühl. Den Abschluss bildet eine ehrenvolle Würdigung: Mit „Changes“, einem emotionalen Black-Sabbath-Cover, zollen 49 Winchester dem verstorbenen Heavy-Metal-Gott Ozzy Osbourne Tribut. Ein stiller, würdiger Abschluss eines intensiven Abends – leider schon um 21:20 Uhr.
Zwei Künstlergenerationen, zwei Klangwelten – vereint in einer gemeinsamen Leidenschaft für ehrliche Musik. Der eine beeindruckte mit stiller Größe, die anderen mit unbändiger Energie. 49 Winchester und Wyatt Flores wissen eben, wie sie ihre Hamburger Hillbillys happy machen.
















