Ein ruhiger Abend mit Chase Rice in Berlin

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Beim Betreten des Bi Nuu in Berlin – Kreuzberg wird sofort klar, dass der Act dieses Abends kein Unbekannter mehr ist. Der Club ist gut gefüllt und die ersten Besucher haben sich bereits lange vor dem Opener die besten Plätze ganz vorne vor der Bühne gesichert.

Eigentlich ist das kein Wunder, denn in so gut wie jeder Country- Playlist auf bekannten Streamingportalen ist mindestens ein Hit von Chase Rice zu finden. Also kennen selbst diejenigen, die sich nicht als Fan bezeichnen würden, zumindest die bekanntesten Hooklines.

Erst einmal wird der Abend aber von Madison Kozak eröffnet. Mit einem glitzernden „MZ“ auf dem Mikrofonständer und ihrer Gitarre übernimmt die 22- jährige selbstbewusst die Bühne. Ohne große Umschweife begrüßt sie das Publikum mit „Little Bit Of You“. Ihre Stimme wie auch ihr Auftreten wirken bereits sehr professionell und erprobt. Man kommt zudem nicht umhin, den typischen Nashville- Einschlag in ihrem Auftritt zu erkennen. Zwischen den Songs erzählt Madison immer wieder Geschichten aus ihrem Leben und dass sie gerade das erste Mal verliebt sei.

Nach einer kurzen Covereinlage („I Wanna Dance With Somebody“) rechnet sie, nicht ohne eine großzügige Portion Schadenfreude, mit „Phases“ mit einem Exfreund ab. Die Ansage beendet Madison mit den Worten: „You’re in the States, but I’m here in Germany, singing my music. So this is for you, Kyle!“. Sie freut sich sichtlich darüber, auf einer Europatour die Chance erhalten zu haben, ihre Songs präsentieren zu können. Mit einer überraschend rauen Stimme, die auf den glatt produzierten Aufnahmen leider wenig zu erkennen ist, präsentiert Madison neben einem neuen Song ihre bekannten Singles „First Lase Name“ und „OMG ILY“. Letzterer spricht besonders diejenigen im Publikum an, die wie Madison gerade die erste große Liebe erleben. Der Rest der Zuhörer ist hörbar erleichtert, mit dem folgenden Cover von „Take Me Home, Country Roads“ wieder textsicheren Boden betreten zu können.

In jedem Fall hat Madison Kozak das Publikum gut auf Chase Rice vorbereitet und verlässt unter lautem Applaus die Bühne.

Nach einer kurzen Umbaupause betritt Chase Rice, für einige überraschend, allein und nur mit seiner Gitarre ausgestattet, die Bühne.

Auf einem Hocker sitzend, erklärt er dem Publikum, dass er sein erstes Konzert in Deutschland ohne Band erleben und den deutschen Hörern seine Songs so näherbringen will. Er kündigt eine lange Partynacht in Berlin an, da er den Erfolg seiner gerade erschienen EP „The Album, Pt.1“ gebührend feiern will. Der erste Song des Abends, „Jack Daniel’s Showed Up“, unterstreicht sein Vorhaben eindrucksvoll.  Obwohl der Song ein Partysong ist, hat man das Gefühl, Chase müsse sich noch etwas warm singen. Der Sänger aus North Carolina steht vielen seiner Kollegen gesanglich etwas nach, was er durch einen coolen Auftritt und die richtigen Worte zur richtigen Zeit versucht, wett zu machen.

Dass er sich der Tatsache bewusst ist, dass die meisten im Publikum am liebsten den ganzen Abend lang seine meistgehörte Single „Eyes On You“ hören wollen, macht ihn jedoch sympathisch.

Chase erzählt von seiner Zeit in Nashville und den wichtigen Lektionen, die er dort lernen durfte. „Three Chords and The Truth“ ist dabei für einen Songwriter, der etwas auf sich hält, die allerwichtigste und so widmet er dem nächsten Song diesem Leitsatz.

Nahtlos leitet Chase zu „Gonna Wanna Tonight“ über und guckt dabei jedem und jeder einzelnen in den ersten Reihen ins Gesicht. Man merkt, dass er die Stimmung im Publikum bei diesem ersten Gig in Deutschland genau beobachtet.

Das Tagebuch eines Country-Stars

Mit „Best Night Ever“ folgt ein Song, den man auch als weniger aufmerksame Chase Rice- Hörerin erkennt. Mit den Erzählungen zu jedem Song und den dazugehörigen Lyrics erhält man den Eindruck, dass Chase‘ Songs ihm als eine Art Tagebuch dienen, in denen er seine alltäglichen und herausstechenden Erlebnisse 1:1 umsetzen und erzählen kann. Es ist ein bisschen wie eine Liveversion von Instagram.

Kurz scheint es, als wäre bei Chase die Luft raus, die nächsten Songs („Lonely If You Are“, „If I’m Being Honest“) spielt er ohne Ansage oder nennenswerte Gefühlsregung. Als er bei „Jack Daniel’s And Jesus“ sein nächstes Deutschlandkonzert gemeinsam mit seiner Band ankündigt, lächelt Chase aber dann doch noch einmal ins Publikum und widmet den nächsten Song ganz einer Frau, die er aus dem Publikum auf die Bühne holt. Die nächsten fünf Minuten singt der 34- jährige aus North Carolina nur für sie.

Mit „Cruise“ präsentiert Chase Rice den Hit, der die Charts für ihn als Songwriter begeistert hat. Der von Florida Georgia Line- Hit ist den meisten im Publikum natürlich bekannt, entsprechend laut ist auch der folgende Applaus.

Kurz vor Ende des Konzerts holt der Sänger dann noch einmal Madison Kozak für ein Duett auf die Bühne und reagiert auf Publikumswünsche. So kommt das volle Bi Nuu noch in den Genuss von „25 Wexford St.“.

Der Eindruck eines Tagebuchs verstärkt sich noch einmal, als Chase bei „Look At My Truck“ von seinem ersten Truck erzählt, den er mit 16 Jahren von seinem Vater bekommen hat.

Chase Rice verkauft seine Lebenseindrücke sehr gut und so wünscht man ihm, obwohl der Funke an diesem Abend nicht ganz überspringen will, dass er sich als Sänger seinen Weg bis zu seinen großen Vorbildern in Nashville bahnen kann.

Am Schluss erlöst Chase das Publikum und singt „Eyes On You“ während der das Publikum mit seinem Handy filmt.

Vielleicht ist es nicht seine Art, seine Freude über das gut besuchte Konzert nach außen zu tragen. Jedenfalls hat man nicht den Eindruck, dass der Sänger besonders gut drauf ist. Trotzdem hat Chase Rice das Publikum an diesem Abend begeistert und den neuen Nashvillesound nach Berlin gebracht. Wir sind sehr gespannt auf den versprochenen Auftritt mit Band und ob der Funke dann vielleicht zünden will. 

Fotos: Dörthe Bruske (vom Konzert in Hamburg)

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