Lamb of God Gitarrist Mark Morton auf den Spuren der Country-Musik

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Mark Morton ist eigentlich Gitarrist der Metal-Band Lamb of God, scheut aber nicht vor Alleingängen zurück. Wie jetzt mit seinem Soloprojekt „Without The Pain“.

Ein Gespräch mit Mark Morton.

Es ist das erste Märzwochenende, an dem wir mit Mark Morton zum Gespräch verabredet sind. Wir treffen uns in einem Hotel nahe des Uber Platzes in Berlin. Morton sitzt entspannt auf einer Couch in der Lobby, tippt Textnachrichten in sein Smartphone. Wir begrüßen uns. Mark Morton kommt gerade, wie wir auch, zurück von einem Rundgang auf dem C2C Festival. „Wir haben uns Cory Marks angeschaut. Ich habe Austin Jenckes gesehen und konnte kurz mit ihm abhängen. Er ist so ein toller Kerl!“, erzählt Morton. Später wolle er noch viele weitere Eindrücke einfangen. Denn der Musiker und Gitarrist flog extra aus den Staaten an die Spree, um als Gast bei Europas größtem Country-Festival vor Ort zu sein.

Der Grund dafür ist sein zweites Soloalbum „Without The Pain“, auf dem Morton Blues- und Southern Rock mit Country-Elementen vermengt. „Eine faire Einschätzung!“, bestätigt er mir grinsend. Um direkt nachzulegen, wie ernst es ihm mit seinem Ausflug in das Country-Genre ist: „Blues, Country oder Southern Rock waren schon immer Teil meines Lebens.“ Trotzdem hat er damit eine ziemlich weite Brücke hin zu seinem bisherigen musikalischen Schaffen zuschlagen, wie ich finde. Morton nickt: „Man kennt mich zwar hauptsächlich von Lamb Of God – eine ziemlich extreme Heavy-Metal-Band. Und ich liebe dieses Zeug! Ich bin so Stolz auf alles, was wir bisher gemacht haben und in Zukunft anpacken werden. Ich bin immer noch sehr an diese Prozesse beteiligt und begeistert, das machen zu dürfen. Aber es gibt auch einen anderen Teil in mir. Den durfte ich als Musiker bisher nicht ausleben.“ Jetzt war es also an der Zeit, die Musik zuschreiben und zuspielen, die Mark Morton schon sein ganzes Leben gehört und geliebt hat. „Das ist es, worum es auf dem Album […] geht. Das ist, was darauf ergründet wird.“

Video: Lamb Of God Gitarrist Mark Morton im Interview mit CNTRY

Was er da sagt, kann ich ohne Einwände stehen lassen. „Without The Pain“ ist tatsächlich eine knackige Southern Rock Platte, die sich ungemein von Mortons regulärem Schaffen abhebt. Nichts erinnert mehr an seinen ersten Soloausflug „Anesthetic“ (kompromissloser Hard Rock) aus dem Jahr 2019 oder seiner Band Lamb Of God (deren Song „Redneck“ nicht mal im Ansatz was mit Country zu tun hat). Doch der Southern Rock steht dem begnadeten Gitarristen ziemlich gut auf der Brust. Sei es mit viel Groove auf „Hell & Back“, tiefgründigem Songwriting bei „Home“ oder luftigen Country-Feelings während „Kite String“. Dazu gibt es mit „The Needle And The Spoon“ noch ein Cover eines Hits der legendärsten Southern Rock Formation aller Zeiten, Lynyrd Skynyrd. Nur „Nocturnal Sun“ mit Troy Sanders von Mastodon und der Titeltrack, auf dem Matt James von Blacktop Mojo singt, fallen in die härtere Kategorie und hämmern mit einer gewaltigen Heaviness voraus. Mark Morton findet: „Jeder Song hat seine eigene Persönlichkeit und seinen eigenen Charakter. Wenn es darum geht ein Verständnis dafür zu bekommen, um was es bei diesem Album geht, solltet ihr definitiv ‚Brother’ und ‚Come December’ zuerst hören.“

Überhaupt konnte Mark Morton bei der Entstehung von „Without The Pain“ auf zahlreiche Unterstützung setzen. Wir spielen uns gegenseitig die Namen zu. Charlie Starr (Blackberry Smoke), Jaren Johnston (The Cadillac Three), Travis Denning, Cody Jinks. Wir hätten noch länger so weiter machen können. Denn auch Tyler Bryant, Jason Isbell und Neil Fallon sind darauf zuhören. Doch Morton wirft ein: „Es ist eine irre Liste an Kollaborateuren auf diesem Album.“ – Wie er all diese hochkarätigen Künstler um sich versammeln konnte, will ich wissen. „Mit einigen der von dir erwähnten Künstlern bin ich seit einiger Zeit befreundet. Travis und ich sind wirklich gute Freunde. Charlie Starr und ich kennen uns schon sehr lange. Bei anderen stellte sich heraus, dass wir die gleichen Bekannten haben. Das war zum Beispiel bei Jaren der Fall, der mittlerweile zu einem guten Freund geworden ist. Ich habe ihn durch einen gemeinsamen Bekannten kennengelernt, der vorschlug, dass wir uns mal treffen sollten. Um herauszufinden, was wir gemeinsam schreiben könnten und ob dabei überhaupt etwas herauskommt.“ 

„Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg. Songs kommen aus dir raus wie sie wollen.“

– Mark Morton
mark morton
Mark Morton, Foto: Travis Shin

Und wie war es bei Cody Jinks? „Cody war natürlich als Künstler auf meinem Radar, doch ich kannte ihn nicht persönlich. Aber wir hatten einen gemeinsamen Freund. Also sendete ich Cody ein paar Demos, denn ich dachte es wäre gut für uns beide gemeinsam zusammenzuarbeiten. ‚Brother’ war, was schlussendlich dabei herauskam. Ein großartiger Song auf dem neuen Album, sogar einer der Singles“, erläutert Morton.

Mich interessiert genauer, wie die Songs entstanden sind. „Der Ablauf ist für jeden Song anders. Aber ich komponiere die Musik größtenteils selbst, meistens sogar völlig allein. Und für üblich auch den größten Teil der Lyrics. Ich müsste jetzt jeden Track durchgehen, aber bin der Meinung, dass ich für jeden Song Texte beigesteuert habe.“ Mark Morton will dafür keine starre Formel kennen. „Es geht eher darum, sich mit Leuten in einen Raum zu setzen, um zu schauen was dabei entstehen kann.“ Direkt nachdem Mark Morton etwa Sänger und Songwriter Jaren Johnston kennenlernte, entstand „Hell & Back“ (der erste Track auf dem Album). „Wir haben den in nur drei bis vier Stunden geschrieben, beim ersten Aufeinandertreffen. Wir endeten schließlich damit, noch mehr Songs für das Album zu schreiben“, so Morton. 

Mark Morton und Jaren Johnston brauchten nur drei Stunden, um diesen Song zuschreiben:

Trotzdem hake ich nach. Woher nimmt er seine Inspiration, wo beginnt die Entstehung seiner Songs? Morton überlegt: „Manchmal ist es nur ein Satz, der in deinem Kopf herumschwirrt. Manchmal ist es eine Phrase und ich beginne einen Song darüber zu schreiben. Manchmal mag es nur eine Melodie sein, und ich schnappe mir die Gitarre weil ich eine Akkordfolge in meinem Kopf habe, die mir gefällt. Also kreiere ich die Musik als erstes. Dann ist es mal nichts von alledem.“ Denn auch ein Vibe sei öfter ein Auslöser kreativer Prozesse, gesteht Mark Morton und gibt dann doch noch einen Namen preis: „Es gibt […] den Song ‚Home’, es ist der letzte auf der Platte. Den haben Travis und ich aus einer Stimmung heraus geschrieben. Der [Song] trägt dieses gewisse ‚Bossa Nova’ Gefühl. Denn in den ein oder zwei Wochen davor hatte ich sehr viel Steely Dan gehört. Mir gefiel dieser Vibe mit den nicht ganz geradlinigen Akkordreihenfolgen.“ Am Ende ist sich Morton sicher, „Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg. Songs kommen aus dir raus wie sie wollen.“

„Without The Pain“ erscheint am 11. April 2025 via Snakefarm Records.

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