Logan Mize in Berlin: Zwischen Stadionrock und Front Porch Session

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Der Vorteil eines Konzerts, zu dem man ohne Erwartungen geht, ist ja der, dass man selten enttäuscht wird. Vermutlich wäre dieser Abend mit Logan Mize aber auch mit sehr hohem Anspruch ein großartiges Erlebnis geworden.

Das Schwarze Zimmer im Berliner Musik und Frieden in Berlin – Kreuzberg ist, obwohl das Konzert auf einen Montag Abend fällt, gut besucht. Da eine der Vorbands, das kalifornische Trio Fairground Saints, an diesem Abend nicht spielen wird, eröffnet Kyle Daniel gemeinsam mit seinem Gitarristen Seth Rentford die Bühne. Die beiden präsentieren, mit jeweils einer Gitarre bewaffnet, Songs aus Kyles Diskografie. Während Seth gesanglich und instrumental unterstützt, zeigt Kyle mit Songs wie „Hangover Town“ und „Somewhere In Between“, was seine Stimme kann. Diese ist nicht nur rauchig, sondern auch kräftig und voll. Sie unterstützt die Aussagen der Lyrics und zeigt sich mal ruhig und melancholisch, mal laut und deutlich. Wie viel ihm seine Songs auch persönlich bedeuten, wird spätestens mit „That Somebody Ain’t Me“ klar. Kyle versetzt seine Zuhörer in den Süd-Osten der Vereinigten Staaten und erzählt, wie magisch die Stimmung werden kann, wenn die Grillen in Nashville zirpen und Musiker ihre Songs zum Besten geben.

Nach dem letzten Song verlassen Kyle Daniel und Seth Rentford die Bühne und ein in beseelte Southern Rock- Stimmung versetztes Publikum.

Nun ist es Zeit für den Auftritt des Headliners. Kurz nach seiner Band betritt Logan Mize unter tosendem Applaus die Bühne und beginnt direkt mit dem Partyhit „I Ain’t Gotta Grow Up“. Der Song ist live sehr viel voller als auf Platte und leitet die gute Stimmung direkt über zu dem von mir persönlich sehnlich erwarteten „Somebody To Thank“. Obwohl er etwas erkältet ist und, wie er bedauernd gesteht, literweise Wasser statt Bier trinkt, ist ihm keine Müdigkeit anzumerken. „Life’s A Party“ ist der dritte tanzbare Song gleich zu Beginn und das Publikum dankt es dem Sänger mit lautem Applaus und Jubel. Logans Band, bestehend aus Drummer, Bassist, Gitarrist und Mulitinstrumentalisten, hat ebenfalls sichtlichen Spaß an dem Auftritt. Mit „Good Life“ bedankt er sich bei seinen Fans. Es rührt sehr, zu sehen, wie dankbar Logan ist, das tun zu können, was er liebt und davon, dank seiner Fans, seine Familie ernähren zu können. Auch hier wird deutlich, dass Logans Songs sehr von der Lifeperformance profitieren. Seine Reibeisenstimme ist sehr viel kräftiger und die Band bietet deutlich mehr musikalische Varianz, als erwartet.

Wie viele Countrykünstler vor ihm, betont auch Logan, wie schön er es findet, in Deutschland meistens auf ein Publikum zu treffen, das seinen Erzählungen folgt und dem die Texte der Songs etwas bedeuten. Die Geschichte zu „Boys From Back Home“, in der Logan erzählt, wie einer seiner Jugendfreunde ihn aus dem Krieg anrief und sagte, dass er nicht wisse, ob er es lebend zurückschaffen würde, ist eine dieser Geschichten, die es wert sind, gehört zu werden.

Beim Coldplay- Cover „Something Just Like This“ kommt man nicht umhin zu finden, dass die Gitarren und Logans Stimme dem Song etwas Besonderes geben. Zu „Cool Girl“ erzählt Logan, dass er seine Frau als langhaariger Sänger einer Rock’n’Roll- Band neu von sich überzeugen musste. Mit „Can’t Get Away From A Good Time“ gehen Logan und seine Band von der Bühne und zeigen mit Mundharmonika und Gitarrensoli noch einmal, dass sie eine richtig gute Country- Gruppe sind.

Das Publikum hat aber noch nicht genug und so kommt Logan nach einer kurzen Verschnaufpause zurück auf die Bühne. Allein mit seiner Gitarre gibt er einen Song zum Besten, den er seit Jahren nicht mehr gespielt hat und dessen Darbietung alles andere als perfekt ist. Dennoch ist „The Prettiest Girl In The World“ ein toller Song, den man sich bald als Veröffentlichung wünscht. Anschließend erfüllt Logan mit „El Camino“ noch einen Publikumswunsch. Obwohl der Song sehr witzig ist, sagt er selbst, dass er nicht fassen kann, dass er diesen Song geschrieben hat. Ich finde, der Song passt perfekt ins Set und zeigt noch einmal, dass Logan nicht nur sympathisch, sondern auch sehr bodenständig ist.

Zu „Big City“ kommt die Band dann doch noch einmal auf die Bühne und schließt das Konzert einer großen Portion Stadionatmosphäre. Der volle Gitarrensound erzeugt Gänsehaut und man hat das Gefühl, dass das Musik und Frieden zu klein für Logan Mize und seine Hits ist.

Der Abend war toll. Ich werde mir die Alben von Logan noch häufig anhören und an dieses schöne Konzert zurückdenken. Hoffentlich hören und sehen wir bald mehr von dem Sänger aus Kansas.

Leider ist die Country Music Week nun fast schon wieder vorbei. Zurück bleiben aber die Erinnerungen an tolle Konzerte wie dieses.

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