Paul Cauthen „Room 41“: Zwischen Sucht, Akkord und Zerstörung

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Room 41 ist ein Werk voller Extreme, das Paul Cauthen sogar fast das Leben kostete.

Paul Cauthen war schon immer ein Grenzgänger. Jemand, der sich ungern sagen lässt, wohin seine Musik führen sollte. Dass ihn aber der Schaffensprozess seines neuen, bereits dritten Studioalbums, an jegliche physische und psychische Grenzen bringen würde, war selbst für Cauthen nicht abzusehen.

Room 41 entsteht nach einer schmerzlichen Trennung, als sich Cauthen mit seiner langjährigen Liebe zerstreitet. Ohne ein Dach über den Kopf und mit nur einem Koffer im Gepäck sucht er eine neue Bleibe und checkt schließlich in Zimmer 41 des Bellmont Hotels in Dallas ein. Er begann Herzschmerz und Angst mit Alkohol und Drogen zu ertränken. „Ich soff wie ein Loch und schlug mir die Nacht um die Ohren, um Musik zu schreiben und aufzunehmen“, erklärt Cauthen selbst. Der Konsum nahm überhand, das Kokain hielt ihn wach. Die Drogensucht brachte zwar einen kreativen Schub, forderte aber einen hohen Tribut seiner körperlichen und geistigen Gesundheit. Klar, dass das nun vorliegende Werk keine leichte Kost ist.

Das böse Kind Kokain

Room 41 ist das Organ dieser erschreckenden Zeit des Paul Cauthen. Hier schürt er den eigenen Verfall in 10 Stücke, komprimiert darin aber auch seine heute wichtigste Säule – den heiligen Geist. Die Songs erdrückend, wirken irgendwie zerstört und depressiv verletzt. Eben genau wie Cauthen selbst, während der Residenz in Zimmer 41. Da dauert es auch nicht lange, bis er das böse Kind Kokain in Song drei beim Namen nennt. Cocaine Country Dancing heißt der Track, der zwar mit Funky Attitüde daherkommt, aber gleichzeitig nicht wirklich zum feiern einlädt, schwingt nämlich ein düsterer Ton mit sich.

Doch richtig interessant wird die Scheibe, wenn sie in ruhigen Sphären spielt. Wie etwa Prayed for Rain beweist, dass zum Ende hin zum epochalen Gospel aufblüht. Auch Slow Down, Can’t Be Alone und Give ‘Em Piece spielen in dieser Liga.

Mit Room 41 ist Paul Cauthen ein kleines Meisterwerk gelungen. Sein eigenes Vermächtnis von zwei extremen Jahren. Ein Album zwischen Sucht, Akkord und Zerstörung.

Room 41 ist seit dem 6. September via New West Records / Rough Trade erhältlich.

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