Er zählt zu den renommiertesten Künstlern des Texas Red Dirt, einer Spielart der Country-Musik: Wade Bowen. Nun feierte der Singer Songwriter aus Waco, Texas sein Deutschland-Debüt, mit Tourneeauftakt in Hamburg.
Ja, es war ziemlich viel los am vergangenen Wochenende in der schönen Hansestadt. Bunt, aber auch sportlich ging es zu – auf der Reeperbahn. Mit einem Street-Basketballturnier neben vielen Flaggen in Regenbogenfarben, denn auch der Christopher Street Day wurde gefeiert. Doch geschätzt 80 Musikliebhaber entschieden sich für Live Country-Musik in der Hamburger Nochtwache, gelegen direkt zwischen Reeperbahn und Hafen. Hier lud der Singer-Songwriter Wade Bowen endlich zu seinem ersten Auftritt auf deutschen Boden ein, nachdem er im letzten Jahr in Folge einer schweren Erkrankung an den Stimmbändern, sämtliche Termine der geplanten Europatournee absagen musste. Dass sich der 37-jährige Texaner zurück kämpfte und nach der Genesung prompt am Plan festhielt, sich in Europa vorzustellen, sorgte für die heute anwesenden Konzertbesucher für einen ganz besonderen, musikalischen Abend. Denn hier stand ein begnadeter Songwriter, ein echter Storyteller auf der Bühne.
Special Guest an diesem Abend: Jamie Freeman aus Großbritannien, der für Wade Bowen bei allen Shows der laufenden Europatournee als Support auftritt. Der Bruder von Schauspieler Martin Freeman (Der Hobbit, Sherlock) ist kein klassischer Country-Sänger, sondern verbindet Elemente von Americana und Folk. Er steht allein auf der Bühne, spielt seine Songs an der Gitarre und schafft es mit ganz viel Charme das Publikum für sich zu gewinnen. Seine Leichtigkeit, gepaart mit den beeindruckenden Songs wie The Fire oder All in the Name sorgten für eine angenehme, musikalische Überraschung. Die Menge wippte mit den Füßen, sang mit und feierte den Musiker mit viel Beifall. Und auch Freeman schien davon überrascht, oder besser überwältigt: „Ihr seid das beste Publikum, vor dem ich bei dieser Tour gespielt habe!“
Viel ruhiger sollte es dann zugehen, als Wade Bowen und sein Bandkollege Nick Garner die Bühne betraten, ihre Gitarren in die Hand nahmen, um sich schließlich auf die bereitgestellten Barhocker zu setzen und loszulegen. Warum ruhig? Nicht etwa, weil man vom Auftritt hätte enttäuscht sein können. Nein, vielmehr war Wade Bowen’s Performance getrieben von bloßer Emotionalität in Text, Gesang und Stimme. Ein waschechter Songwriterabend, an dem man sich gleichzeitig in den Mann an der Gitarre hineinversetzen muss, andererseits aber seine eigene, persönliche Geschichte in den Texten erkennt. Auch auf die Gefahr hin, dass so mancher emotionale, teils depressive Song schnell anstrengend wirkt. Dieses Konzert hatte einfach seine eigene Magie.
Fotos von Dörthe Bruske für CNTRY.