Evan Honer ließ Fan-Herzen höher schlagen: Intimes Konzert im Quasimodo Berlin mit Country, Americana und Indie-Folk.
Nur eine Woche nachdem sein Kumpel Cameron Whitcomb die Hauptstadt zum Beben brachte, war am vergangenen Samstag auch Evan Honer an der Reihe. Beide sind gerade quer durch Europa unterwegs – allerdings haben sie sich, wie Evan später im entspannten Gespräch erzählte, auf ihren Trips bislang immer knapp verpasst. Schade eigentlich, denn spätestens bei „My Expense“, dem gemeinsamen Song, wäre eine spontane Reunion ein echtes Highlight gewesen.
Doch auch ohne Whitcomb wusste Evan Honer im Berliner Club Quasimodo zu überzeugen – und das in einem deutlich intimeren Rahmen. Gerade einmal 80 Zuschauer hatten den Weg in den Traditionskeller nahe des Tiergartens gefunden, sogar aus unserem Nachbarland, der Schweiz. Vielleicht lag es an der späten Anfangszeit – erst gegen 22:30 Uhr startete das Konzert. Wobei: An einem Samstagabend im hippen Dicken B an der Spree sollte das nun wirklich keine Ausrede sein.
Evan Honer, 23 Jahre jung und zuhause im US-Bundesstaat Arizona, mischt Singer-Songwriter-Handwerk mit einer stilistischen Bandbreite von Folk über Americana bis hin zu Indie Rock. Gemeinsam mit seiner dreiköpfigen Band (Bass, E-Gitarre, Schlagzeug) betrat er zu den Klängen von Eminems „Slim Shady“ die Bühne – ein augenzwinkernder Auftakt, der gleich Sympathiepunkte brachte.
Von Beginn an passte die Atmosphäre: tolle Sicht, kühle Drinks, ein freundliches Publikum, hervorragender Sound – und eine gut aufgelegte Band. Mit „Nowhere Fast“ und „I Figured We‘d Go Dancin‘“ legte Evan schwungvoll los, bevor er sich durch knapp 20 Songs spielte. Besonders in Nummern wie „Place I Hate“ oder „Brother“ zeigte er seine erzählerische Stärke, während Cover wie „Linger“ von den Cranberries oder „Jersey Giant“ von Tyler Childers die Einflüsse seiner musikalischen DNA offenlegten.
Nach rund 80 Minuten verabschiedeten sich Evan Honer und seine Musiker erstmals von der Bühne – nur um vom lauten Applaus zurückgeholt zu werden. Und wie: drei Zugaben gab’s noch obendrauf. Spätestens beim Disco-Pop-Klassiker „You Make Me Feel Like Dancing“ löste sich jede Restzurückhaltung. Tanzend, jammend und schließlich oberkörperfrei verwandelte die Band den Kellerclub in eine kleine Partyhöhle.
Kurz vor Mitternacht war dann endgültig Schluss. Textsicher wie schon den ganzen Abend über verabschiedete das Publikum Evan mit seinem Breakout-Hit „idk sh*t about cars“.
Wer diesen kurzweiligen Auftritt verpasst hat, darf sich freuen: Schon im Winter kehrt Evan Honer zurück nach Deutschland. Im Januar spielt er solo und akustisch im Vorprogramm von Michael Marcagi – und dürfte dann erneut beweisen, dass er einer der spannendsten jungen Songwriter zwischen Folk und Indie ist.


