Everette im Interview: „Das deutsche Publikum hat uns mit Energie vollgepumpt“

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Everette, das sind Anthony Olympia und Brent Rupard. Im Interview mit CNTRY sprach das Country-Rock Duo aus Nashville über ihre kürzlich beendete Deutschland-Tournee.

Verwurzelt in zeitgenössischem Country, Rock & Roll, Southern Storytelling und Heartland Hooks entfaltet sich die Musik von Everette wie der Soundtrack zu einer Hinterhofparty, bei der eine ordentliche Menge an Bierfässer durch den Zapfhahn  laufen, die Musik laut aufgedreht wird und jeder auf der Gästeliste steht. So ähnlich hat es sich vor kurzem auch für viele deutsche Country-Fans angefühlt.

Denn die beliebte Konzertreihe „Sound of Nashville“ hat Everette im Mai diesen Jahres nach Deutschland geholt. Im Gespräch mit CNTRY blickt das Country-Rock Duo auf die unvergessliche Zeit mit den deutschen Fans zurück.

Das komplette Interview mit Everette im Video:

CNTRY: Wie war euer Start in den Tag?

Anthony Olympia: Meine zwei Kinder, sie sind beide eingeschlafen, was fantastisch ist, aber die Eile um aus der Tür zutreten und sie dort hin zubekommen wo sie hin müssen, war ein bisschen hektisch.

Brent Rupard: Aber es muss etwas in der Luft liegen, da mein Junge auch eingeschlafen ist!

Habt ihr eine Morgenroutine oder steht ihr einfach nur auf und versucht eure Kinder wach zubekommen?

Anthony: Wir tun unser Bestes, um so präsent und involviert zu sein, wie es nur geht. Wenn wir unterwegs sind, sind wir wirklich weg.

Brent: Meine Routine ist sicher zustellen, dass ich einen Kaffee bekomme und dann folgt der Rest.

„Dieses mal waren es definitiv viele flugzeuge, Züge und Autos.“

– Anthony Olympia (Everette)

Ihr habt vor kurzem eure Tournee durch Deutschland und Europa beendet. Wie war dort der Start in den Morgen? War es eher stressig oder mehr wie: „Oh mein Gott! Die letzte Nacht war viel zu anstrengend.“

Anthony: Kein Bisschen! Es war wunderschön. Wir lieben es auf Tour zu sein und all die verschiedenen Arten, wie du unterwegs sein kannst. Und dieses Mal waren es definitiv Flugzeuge, Züge und Autos. Buchstäblich! Brent und ich haben normalerweise unsere eigenen Hotelzimmer. Aber während dem deutschen Abschnitt durften wir uns ein Zimmer teilen. Also durfte ich ihm mit meinem Schnarchen die ganze Nacht wachhalten. Es war trotzdem irgendwie cool aufzuwachen, gerade einmal genug Zeit für eine Tasse Kaffee zuhaben, kurz eine Sekunde durchzuatmen und schon direkt wieder in einem Zug zu sitzen. Du schaust aus dem Fenster und du siehst diese wunderschönen Landschaften, weil wir sehr viele Meilen oder Kilometer gemeinsam neben all den anderen Deutschen gefahren sind. Das war eine schöne Erfahrung!

Was ist der Unterschied zwischen dem Touren in den USA und Städten in Europa?

Brent: Da gibt es einige! Der Größte ist, dass wir in Deutschland mit dem Zug durch das ganze Land gefahren sind. Wir haben den ganzen Weg von München nach Berlin mit dem Zug zurückgelegt, was ziemlich beeindruckend war. Ich finde, das war eine tolle Art zu reisen. Aber eine Sache, die uns aufgefallen ist und von der uns bereits andere Künstler berichteten, ist der Respekt, den dir das deutsche Publikum gibt, während du deine Musik spielst. Sie eruieren, sie schauen auf dich herauf, sie hören sich die Songs an bevor sie hinkommen damit sie mitsingen können. Und es ist das gleiche in England. Die Engländer machen das auch. Es ist auch in den Staaten großartig, aber es gibt ein bisschen mehr Liebe zum Detail bei euch.

Anthony: In den USA sind wir normalerweise in einem großen Transporter mit 15 Sitzen und Anhänger unterwegs. Manchmal mit einem Bus, hin und wieder mit dem Flugzeug. Aber niemals mit dem Zug. Die Tournee durch Deutschland hat uns dazu gebracht, sich zu wünschen, dass es mehr Züge in den USA geben sollte. Denn es war so einfach. Du musst dir keine Gedanken über das Tanken machen oder für Toilettenpausen anhalten, weil es eine Toilette im verdammten Zug gibt.

„Es sollte mehr Züge in den USA geben.“

– Anthony Olympia (Everette)

Als Deutscher ist es ein bisschen erschütternd, das es euch gefallen hat mit dem Zug unterwegs gewesen zu sein. Denn wir haben unsere Probleme mit der Deutschen Bahn, weil sie fast immer verspätet ist. Hattet ihr dieses Problem nicht?

Brent: Zum Glück war jemand die ganze Zeit an unserer Seite, nämlich Simon. Er brachte uns jederzeit zur richtigen Zeit an Ort und Stelle. Vielleicht gab es die ein oder andere Verspätung. Aber selbst wenn es eine gab, hat er es uns vorenthalten, weil er immer cool und entspannt geblieben ist. 

Anthony: Ich denke, wir waren noch bevor die Verspätungen angefangen haben auf der Strecke. Wir sind vielleicht an manchen Orten etwas später angekommen, aber die Abfahrt war immer ziemlich pünktlich.

Nachdem ihr am frühen Morgen in den Zug gestiegen seid, wie war es am Abend endlich vor einem deutschen Publikum zustehen?

Brent: Du hast vorhin gefragt, ob es stressig war. Das war es auf keinen Fall, aber wir waren ziemlich erschöpft. Es waren viele frühe Morgenstunden, viele lange Nächte und sehr viel Bier hochhalten mit unseren neuen deutschen Freunden. Ich erinnere mich mir einmal die Frage gestellt zu haben, ob ich genug Kraft habe durch das komplette Set zukommen. Und dann hat uns das deutsche Publikum jedes Mal mit Energie vollgepumpt, sodass wir es dann geschafft haben. Es war so eine tolle Zeit. 

„Das deutsche Publikum hat uns jedes Mal mit Energie vollgepumpt.“

– Brent Rupard (Everette)

Wenn wir uns eure Setlist anschauen, welche Songs aus dem „Kings Of The Dairy Queen Parking Lot“ Projekt wurde am meisten abgefeiert?

Anthony: „Dang The Whiskey“ macht immer Spaß! In den USA nennen wir das einen „Barn Burner“. Es ist schnell, es ist laut und esist unausstehlich. Das hat schon immer Spaß gemacht zuspielen. „Momma I’ll Be Okay“ kommt eigentlich auch immer gut an.

Brent: Ja, „Dang The Whiskey“ wird wahrscheinlich am besten aufgenommen. Der hat einen Part, den das Publikum immer gemeinsam mit uns singt. Das ist auch in den Staaten ein großer Song für uns.

Das Highlight bei jedem Everette Konzert:

Mir haben bereits Künstler erzählt, dass sie nicht erwartet hätten, dass ein fremdes Publikum einen unbekannteren Song so laut mitsingen kann. Konntet ihr diesen Eindruck auch gewinnen?

Anthony: Zu 100 Prozent! Es war wild. Wir haben uns vor der Tour gefragt, was uns erwarten würde, weil wir vorher noch nie in Deutschland waren. Wir wussten nicht, ob unsere Musik dort gestreamt wird oder ob sich überhaupt jemand für uns interessiert. Wird man uns angucken, als ob wir Aliens sind, wenn wir auf der Bühne stehen? Aber wir sind jeden Abend auf die Bühne gegangen und die Leute haben mitgesungen. Die Leute haben uns mit einem Lächeln im Gesicht angesehen, manchmal haben sie getanzt, auf jeden Fall haben sie Bier getrunken. Jeder Abend war eine Überraschung, die nicht langweilig wird.

Ich denke, du kannst hier nie genau wissen, welcher Song der „Barn Burner“ sein wird. Denn Country-Musik wird hier ganz anders konsumiert. Country-Musik wird kaum im deutschen Radio gespielt, hier geht mehr ums Streaming. Aber es gibt trotzdem viele Leute, die zu den Konzerten kommen. Sie sehen: „Es gibt Country-Musik in Deutschland? Da muss ich hin!“

Brent: Das ist wirklich sehr cool! Ich denke das ist eine tolle Sache und persönlich glaube ich daran, das ist der Weg wie er sein sollte. Damit meine ich, dass es in den USA einige Einflussfaktoren gibt, die darüber entscheiden was es ins Radio schafft. Da werden einige politische Entscheidungen getroffen und es sind ganz klar viele Talente da draußen, die es verdient haben in der Top 10 zu sein… Aber manchmal denke ich, es wäre gut die Musik für sich sprechen zulassen und sie die Leute einfach entdecken zulassen, ohne irgendeine Barriere zwischen Song und Zuhörer. Keine Hürden, die durchlaufen werden müssen um etwas dahin zubringen wo es hingehört. Ich finde, das ist eine tolle Sache.

„Dieses Line UP fühlte sich ehrlich gesagt schräg an.“

– Anthony Olympia (Everette)

Auf dieser Tour seid ihr gemeinsam mit Austin Jenckes und Stephen Wilson Jr. unterwegs gewesen. Ich erinnere mich, dass Austin davor schon vier oder fünf mal hier war. War er euer Reiseführer?

Anthony: Wir kennen Austin schon sehr lange. Ich erinnere mich ihn um das Jahr 2015 das erste Mal getroffen zu haben. Wir treffen uns und schreiben schon lange gemeinsam Songs. Aber ja, er hatte definitiv viele Informationen für uns. Er war immer so: „Hey Jungs, wenn ihr unterwegs seid, schaut euch unbedingt das an, das ist cool!“, oder „dieses Restaurant dort ist echt gut!“ Aber auch Stephen Wilson Jr. muss schon des öfteren in Europa gewesen sein. Also dieses Line Up fühlte sich ehrlich gesagt schräg an. Warum um alles in der Welt waren wir die letzten von Dreien? Also der Headliner oder wie auch immer man es nennen mag. Wenn Austin und Stephen bisher viel mehr dort gearbeitet haben als wir es getan haben? Aber ganz ehrlich, es war einfach fantastisch mit ihnen auf der Bühne stehen zu dürfen und unterwegs gewesen zu sein.

Habt ihr mit den beiden Songs geschrieben, als ihr gemeinsam unterwegs wart? 

Brent: Relativ kurz nach der Tournee haben Austin und ich einen Song geschrieben und Anthony mit Austin danach auch. Und wir haben mit Stephen Wilson Jr. schon einige Songs geschrieben bevor der Trip begann. Aber ich denke nicht, dass währenddessen irgendein Song entstanden ist. Wir waren viel zu beschäftigt und wenn wir mal eine freie Minute hatten, lagen wir mit unseren Köpfen auf den Tischen im Zug um eine kleine Auszeit einzulegen.

Wie ist denn die Idee für das Konzertfinale entstanden, wo ihr alle vier gemeinsam „Won’t Back Down“ gesungen habt?

Anthony: Brent und ich versuchen immer so gut wir können Leute, die uns besser machen, in den Mittelpunkt zu stellen. Austin und Stephen sind definitiv zwei von denen. Und es gibt keinen besseren Weg, als die Show damit zu beenden, alle gemeinsam zusammen zubringen und das haben wir gemacht. Ich weiß gar nicht mehr genau wer die Idee dazu hatte, oder wem der Lob gebührt. Wer auch immer diese Idee hatte, es ist eine tolle Idee, weil es einfach großartig war. 

Brent: Und wir haben es auf den letzten Drücker gemacht! Es war kurz bevor wir in München angekommen sind und wir dachten uns nur: „Hey, wollt ihr uns am Ende der Show begleiten?“ „Klar, was wollen wir machen?“ „Keine Ahnung?!“ Und dann haben wir uns dazu entschieden „Won’t Back Down“ von Tom Petty zu singen. Denn wir haben versucht einen Song zu finden, dem jeder gefällt, von dem wir dachten, dass ihn jeder kennt und den jeder laut mitsingen kann. Das hat einfach gut funktioniert. Wir haben es schon immer gemocht nicht nur unsere Freunde mit auf die Bühne zubringen, sondern auch einen Song zu performen, den jeder kennt. Ich finde, es gibt nichts schöneres, als alle im Raum zusammen singen zu hören.

Ihre aktuelle Radio-Single heißt „Gonna Be A Problem“

Gibt es eine Erinnerung an all die Konzerte, die ihr nie vergessen werdet?

Brent: Ja, die habe ich! Es war am ersten Tag in München. Wir kannten uns dort absolut nicht aus. Anthony und Austin sind dann irgendwo herumgelaufen und dann wollte ich zu ihnen stoßen. Sie meinten, dass sie in einem Biergarten sind. Ich habe versucht, meinen Weg dorthin zu finden. Das war an einem Sonntagabend. Wie es der Zufall will, ging plötzlich die Sonne auf und dort waren all diese Leute, um Bier in diesem Biergarten zu trinken. Ich habe mich also mit Anthony und Austin getroffen und dort war eine Band die traditionelle deutsche Musik gespielt hat, während wir ein Wiener Schnitzel mit Fritten gegessen haben. Das war so ein tolles Gefühl. Der Tag war kristallklar mit blauem Himmel. Wir haben übrigens von den anderen Deutschen während der Tour gelernt, das die Leute sagen, München ist genau so wie wir uns Deutschland und die Traditionen dort vorstellen. Es war einfach so eine entspannte und tolle Zeit. Ich mochte einfach wie alle gemeinsam an einem Sonntagabend zusammen gekommen sind und alle Generationen Bier getrunken haben. Das war großartig.

Anthony: Beim letzten Konzert auf dieser Tour in Berlin haben wir „Won’t Back Down“ gespielt. Es war auf jeden Fall der größte Club, in dem wir während der Tour gespielt haben und das am besten besuchte Konzert. Es war wirklich voll und jeder hat mitgesungen und es fühlte sich für mich an, als ob wir den Chorus immer und immer wieder gespielt haben.Es ging nur „Hey Baby!“ und es wurde immer lauter und lauter. Es hat sich angefühlt, als ob der Raum vibriert.Ich glaube, dass ich diese Story ziemlich oft erzähle, aber ich werde das einfach nie vergessen. Austin, der mit uns auf der Bühne stand, hat die Figur eines Football Spielers. Er misst um die 1,80 Meter, ist einfach ein großer stämmiger Mann, eben keiner mit dem du Tango tanzen willst. Er war so aufgeregt und so berührt von diesem einen Moment, dass ich ihn aus meinem Blickfeld über die ganze Bühne zu mir rennen sah. Direkt hinter mit macht er plötzlich einen riesigen Roundhouse Kick, der direkt über Brents. meinen Kopf und über die ganze Bühne geflogen ist! Alle waren einfach nur erstaunt. Ich höre ihn immer noch „Oh mein Gott“ schreien. Die Leute müssen gedacht haben, sein Lieblings-Football-Team hat ein Spiel gewonnen. Es war einfach sowohl die Aufregung als auch diese Energie so unglaublich. Aber auch die Tatsache, dass dieser große, stämmige Mann so aufgeregt sein kann, dass er durch die Luft fliegt als ob er Bruce Lee wäre.

Lasst uns über eure Pläne für den Rest des Jahres sprechen. Was können wir oder eure Fans erwarten?

Brent: Wir werden definitiv zurück nach Europa kommen! Ich denke zwar nicht, dass es dieses Jahr sein wird, aber ich würde wetten, dass wir im nächsten Jahr wiederkommen. Wir haben auch sehr viel Musik, die darauf wartet aufgenommen zu werden, es steht nur noch nicht fest wann wir sie aufnehmen werden. Aber wir haben einen Haufen an Songs, bei denen wir uns freuen sie aufzunehmen und sie den Leuten zu zeigen.

Vielen Dank für eure Zeit und das Gespräch!

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