Jordan Davis im Interview: Der geilste Bart Amerikas

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Jordan Davis ist einer der erfolgreichsten Newcomer in der Country-Musik. CNTRY sprach mit ihm im exklusiven Interview über sein Werdegang, den stetigen Erfolg und warum Mütter nicht gern Musiker aufziehen möchten.

Ein neuer Stern am Country-Pop-Himmel: Jordan Davis verknüpft in seiner Musik nahtlos klassisches, an John Prine oder Jim Croce erinnerndes Songwriter-Handwerk mit den pop-orientierten Klängen und Arrangements heutiger Country-Größen. Eine Mixtur, die ihm bereits zu einigen Erfolgen verhalf. Mit seiner Debüt-Single „Singles You Up“ machte er auf sich aufmerksam, es folgte das nicht weniger erfolgreiche „Take It from Me“. Auch die aktuelle Single „Slow Dance In A Parking Lot“, eine mystische mit sphärischen Sounds experimentierende Ballade, erreichte erst kürzlich Platz 1 der Charts. Ähnlich positiv fiel auch das Debüt-Album „Home State“ aus. Jordan Davis serviert auf dem gesamten Album ein ziemlich perfektes Crossover – aus intelligenten, nicht selten hintergründigen Texten, unkonventionellen Reimen und dazu großartigen Melodien.

Nach dem überaus erfolgreichen Duett „Cool Anymore“ mit Popstar Julia Michaels veröffentlichte der talentierte Newcomer erst kürzlich einen weiteren brandneuen Song „Detours“ und arbeitet aktuell an seinem zweiten Studioalbum.

Jordan Davis live im Astra Kulturhaus Berlin (Oktober 2019, als Support für Old Dominion), Fotos: Arne Gerstädt für CNTRY

CNTRY: Du bist in Shreveport, Louisiana aufgewachsen. Und deine Familie war schon immer sehr musikalisch…

Jordan Davis: Ja, mein Dad war ein Singer-Songwriter Fan, also bin ich viel mit Musik von Jim Croce, Kris Kristofferson und John Prine groß geworden. Ich bin mit jeder Menge Folk-Musik aufgewachsen. Mein Onkel war sogar Songwriter in Nashville, also habe ich viele seiner Songs gehört. Somit kam ich schon früh mit Country-Musik in Berührung. Während der Mittleren Reife kamen dann Hip-Hop & R’n’B dazu, also eher von Allem etwas.

Trotz der Nähe zu New Orleans kein Jazz?

Nein, eher nicht. Lediglich an Wochenenden, die wir in Blues & Jazz Bars in New Orleans verbracht haben. Aber Fan war ich davon nie.

Wer in deiner Familie hat dich musikalisch am meisten inspiriert? Dein Vater oder doch dein Onkel?

Wohl eher mein Vater! Er hat dauernd im ganzen Haus Musik gespielt. Allerdings waren wir natürlich schon immer Fans von meinem Onkel. Seine Songs im Radio zu hören war schon sehr cool. Aber weißt du, mein Vater hat viel Johnny Cash, Don Williams gespielt, eben alle Country-Klassiker. Und ich beschreibe heute noch John Prine als mein absolutes Idol. Seine Musik höre ich noch immer mehr als alles andere. In meiner Familie hatte mein Vater den größten Einfluss, vor allem was das Gitarrenspiel angeht.

„Country-Songs sind relativ einfach aufgebaut“

– Jordan Davis

Hast du das Gitarrespielen selbst erlernt, oder hat er dir geholfen?

Er hat mir die ersten Akkorde beigebracht und mir alles verraten, was er darüber wusste. Das waren übrigens G-, C-, B- und A-Dur. Und er hat immer gesagt: „Wenn du diese vier Akkorde lernst, kannst du tausende Songs spielen.“ Was in der Country-Musik auch wirklich stimmt, denn Country-Songs sind relativ einfach aufgebaut. Nachdem er mir diese Akkorde beigebracht hatte, hab ich damit etwas herum probiert, Bücher gelesen und mir Tutorials im Internet angeschaut. Aber all diese anderen Akkorde habe ich nie wirklich gelernt, sondern eher geschaut was meine Finger machen. Ich weiß also immer noch nicht richtig bescheid. So wenig, dass ich meine Band sogar manchmal zum Verzweifeln bringe. Sie kennen alle Tonarten und das Notensystem, sagen gern so etwas wie: „Spiele h-Moll!“ – Und ich habe dann keinen Plan was das bedeuten soll. (lacht)

Aber trotz deines Hintergrundes, hast du dich zunächst gegen die Musik entschieden.

Um ehrlich zu sein, das war eher die Entscheidung meiner Mutter…

Sind es nicht immer die Mütter?

Mütter wollen einfach keine Musiker großziehen, das kann ich verstehen. Es ist halt einfach verdammt schwer davon leben zu können, egal in welche Musikrichtung man sich entwickelt. Man sagt zwar gerne, Country-Musiker hätten es einfacher, weil die Tourneepläne besser sind – Aber ich kann es mir nicht vorstellen, dass es einfacher ist als in der Rock- & Popwelt. Musik bleibt ein harter Job, um sein Lebensunterhalt zuverdienen, also sagte sie zu mir: „Schreib deine Songs nebenbei, aber lerne einen vernünftigen Beruf!“ Und wer möchte nicht gern seine Mutter glücklich machen, also ging ich zum College.

Und hast dann Umweltwissenschaften studiert?

Ja, ich hatte sogar einen Job als Umweltberater. Das hat gepasst, da ich schon immer viel Interesse und ein Herz für unsere Umwelt und all deren Probleme hatte. Also nahm ich den Job an und bekam meine Lohnscheine. Leider machte mich der Beruf nicht ganz glücklich. Ich war mittlerweile Erwachsen und konnte meine eigenen Entscheidungen fällen. Also zog ich nach Nashville.

„Es gibt diese eine Stadt, in der die Musik lebt“

– Jordan Davis

Den neuen Song „Detours“ schrieb Jordan Davis gemeinsam mit seinem Bruder Jacob.

Was war der Auslöser dafür?

Da war diese eine Nacht, an der ich mit meinem Bruder telefonierte. Ich saß in meinem Apartment in Baton Rouge, während er gerade in eine Bar lief, um gemeinsam mit zwei meiner liebsten Songschreiber ein Konzert zuspielen. Er erzählte mir, das ist sein normaler Donnerstagabend. Und ich musste eigentlich ins Bett, weil ich am nächsten Tag um 5 Uhr morgens zur Arbeit fuhr. Das war der Punkt, an dem ich mir sagte, das mache ich nicht mehr weiter. Es gibt diese eine Stadt, in der die Musik lebt und ich bin hier in Baton Rouge, Louisiana.

Dein Bruder hat dich also etwas angetrieben.

Oh ja! Er hat auch schon viel früher mit der Musik angefangen, schon im College. Ich war da zwar auch immer dabei, aber nicht auf der Bühne, sondern an der Bar. Zum Trinken und Frauen aufreißen. (lacht)

Du erwähnst das Frauenaufreißen. Hattest du zu diesem Zeitpunkt bereits deinen Bart?

(lacht) Nein, Nein! Da war ich noch der glattrasierte Typ mit den kurzen Haaren. Den Bart habe ich mir erst in Nashville stehen lassen. Wobei… Anfangs selbst dort noch nicht, als ich in einem echt guten Steakhouse als Barkeeper gearbeitet habe. Auch dort musste ich glattrasiert erscheinen. Und glaub mir, ich hasse das Rasieren. Erst als ich meinen ersten Publishing Deal unterzeichnet hatte, durfte ich endlich fauler werden, ihn wachsen lassen. Und jedes Mal, wenn ich in irgendwelche Meetings mit Plattenfirmen gegangen bin, waren dort alle begeistert und meinten, „Hey der Bart ist aber ein cooles Markenzeichen, das dich von der Menge abhebt.“ Ich meinte: „Klar, genau das ist der Plan.“ Eigentlich war es nur meine eigene Faulheit, die sich aber ausgezahlt hat. Nun kennen mich die Leute als der Country-Musiker mit dem langen Bart.

„Glaub mir, ich hasse das Rasieren!“

– Jordan Davis

Ein paar Jahre später sitzen wir hier, du hast drei erfolgreiche Singles veröffentlicht. Ich weiß, das du dir immer viele Ziele gesetzt hast. Wie etwa, den eigenen Song im Radio zuhören, eine Headline-Tour zuspielen und in Europa aufzutreten. All diese Ziele hast du mittlerweile erreicht. Was kommt jetzt?

Oh Gott… Du hast schon Recht, ich war schon immer ein Mensch voller Ziele und Pläne. Aber, das hilft dir nicht das zu genießen, was wir machen oder erreicht haben. Natürlich ist es verrückt, zwei aufeinanderfolgende Nummer 1 Singles zu haben und mit all den großen Bands auf Tour zu sein. In nächster Zeit möchte ich mir eher keine Ziele mehr setzen. Es geht mehr darum, das bestmögliche Konzert abzuliefern. Ich hatte zum Beispiel mal das Ziel, jedes unserer Konzerte dieser Tour auszuverkaufen. Je länger ich darüber nachgedacht habe, umso dümmer wurde dieses Ziel. Nur weil du jedes Ticket verkaufst, heißt das nicht, dass die Show gut wird – oder wir unser Bestes gegeben haben.

Das Wichtigste ist in Kontakt mit seinen Fans zu stehen und ihnen eine tolle Show zuliefern, um unsere Fanbase wachsen zusehen. Ich bin dankbar dafür, das wir in den letzten Jahren so erfolgreich waren. Wenn ich das wiederholen könnte, würde ich manches sogar anders machen. Was nach zwei Nummer 1 Songs und all den Möglichkeiten, die uns gegeben wurden, etwas befremdlich wirkt. Jetzt heißt es: Musik zuspielen und dabei so viel Spaß wie möglich zuhaben.

Hier kannst du in das Debütalbum „Home State“ reinhören:

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