Review: Sturgill Simpson „Sound & Fury“ – ZZ Top auf LSD

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Sturgill Simpson, Foto-Credit: Semi Song

Sturgill Simpson verlässt mit Sound & Fury all seine traditionellen Pfade – Über ein Album der Extreme.

Dieser Mann lässt sich weder in Schubladen packen, noch Taktieren. Als der eigenwillige Singer-Songwriter Sturgill Simpson im Jahr 2014 mit Veröffentlichung des Albums Metamodern Sounds in Country Music symbolisch seinen Mittelfinger in Richtung Musikindustrie erhob, hätte Nashville ihn gern zum Poster Boy der neuen Outlawbewegung gemacht. Doch dieses Poster wollte sich der 41-jährige nicht aufhängen. Er blieb stur in seiner Bahn, legte mit A Sailors Guide ein erfolgreiches Konzeptalbum über die Odyssee des Vaterwerdens nach, produzierte für Tyler Childers und ließ damit den traditionellen Country wieder auferstehen. 2017 setzte Simpson ein provokantes Zeichen, als er sich vor die Bridgestone Arena in Nashville stellte, in der parallel die CMA Awards verliehen wurden. Selbst nicht eingeladen, stand er dort mit Gitarre und seinem Grammy-Award für das Beste Country-Album des Jahres. Er spielte Songs, beantwortete Fragen und teilte hart gegen US-Präsident Donald Trump aus, den er als „verdammtes, faschistisches Schwein“ denunzierte.

Seitdem war Sturgill Simpson aber alles andere als Untätig. So hat der Mann aus Kentucky nicht nur an neuer Musik gearbeitet, sondern zudem an einen eigenen Film gebastelt – beide Projekte kommen nun zusammen. Unter dem Titel Sound & Fury erscheint am 27. September ein Album, während Netflix parallel den gleichnamigen japanischen Anime-Film veröffentlicht.

Abkehr vom gefeierten Country-Sound

Das neueste Werk markiert gleichzeitig die Abkehr vom bisher gefeierten Sound. Denn Sturgill Simpson versteht sich selbst nicht mehr als Country-Sänger, sondern als musikalischer Philosoph dessen Wege unberechenbar bleiben. Sound & Fury ist schmieriger Rock’n’Roll.

Der bereits im August veröffentlichte Vorbote Sing Along etwa, ist ein aufgeladener, verzerrter Rocker, bei dem Sturgill Simpson den Hörer anknurrt: “You done me wrong, so here’s your song, now sing along.” Aufrüttelnde Synthesizer begleiten den Grundtenor des Longplayers und legen auch den Grundstein für das ölig, schmierige A Good Look. Während Best Clockmaker On Mars ganz auf aggressive E-Gitarren und Simpsons knarzender, rauen, etwas nasalen Stimme setzt. Als knallharte Antwort auf das Nashville Establishment dient der energiegeladene Rocker Last Man Standing bis das siebenminütige Fast Horse In Town das Album mit krächzendem, wilden E-Gitarren Soli abschließt.

Sound & Fury ist das bisher extremste Album von Sturgill Simpson. Harter, psychedelischer Synth-Rock – oder: ZZ Top auf LSD.

Sound & Fury erscheint am 27. September 2019 via Elektra Records/Warner. Anfang 2020 geht Sturgill Simpson zudem mit Band auf Europatour,  die ihn auch für zwei Konzerte nach Deutschland führen wird: Berlin (24.01.) und Hamburg (26.01.). Tickets für Shows gibt es bereits unter anderem hier.

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