Midland bechern im Biertest mit CNTRY – und die Jungs haben ordentlich ausgeschenkt: Welche Songs sie satt haben, warum sie deutsche Fans lieben und was hinter „Barely Blue“ steckt.
Wenn Country auf Hopfen trifft, kann das nur ein guter Abend werden – besonders, wenn die texanische Band Midland mit am Tisch sitzt! Die drei Musiker Mark Wystrach, Jess Carson und Cameron Duddy haben sich mit ihrem Retro-Country-Sound längst einen Platz in die Herzen von Fans rund um den Globus erspielt. Seit ihrem Durchbruch mit dem Ohrwurm „Drinkin’ Problem” im Jahr 2017 ist einiges passiert: aus einer lässigen Idee im Honky-Tonk-Stil wurde eine Grammy-nominierte Band mit Kultstatus. Ihr Stil? Irgendwo zwischen 70er-Charme, knallengem Denim und ehrlicher Melancholie – ein bisschen wie ein guter Whiskey: rau, warm und überraschend tiefgründig.
In unserem feucht-fröhlichen Biertest mit Midland wird nicht nur getestet, ob deutsches Bier ihren texanischen Gaumen überzeugt. Die Jungs verraten auch, welche ihrer Songs sie mittlerweile lieber überspringen, was sie an den deutschen Fans besonders schätzen – und was bei der Entstehung ihres neuen Albums „Barely Blue” wirklich passiert ist. Außerdem schwelgen sie in Erinnerungen an ihr letztes Konzert in Hamburg, das sie restlos begeistert hat. Kein Wunder also, dass sie im Sommer erneut dorthin zurückkehren – diesmal ins DOCKS (29. August 2025, Tickets gibt’s hier). Zwischen kühlem Bier und warmen Anekdoten liefern Midland einen charmanten Mix aus Musik, Meinung und einem kleinen Vorgeschmack auf das, was uns bald live erwartet.
Bereit für Country-Vibes mit Schaumkrone? Dann rein ins Vergnügen!
Video: Unser Biertest & Q&A mit Midland
Natürlich haben wir auch alle Fragen und Antworten aus dem Video hier zum nachlesen zusammengefasst:
CNTRY: Schön euch wiederzusehen! Wie waren denn die ersten Tage während dieses Trips in Deutschland für euch?
Jess: Gut! Ich bin gestern viel herumgelaufen. Ich war unterwegs, um die Kathedrale und einige Museen anzusehen und schaute mich in einigen Geschäften um. Ich habe diesen einen Laden entdeckt, den ich wohl als sehr „Berlin Like Fashion“ bezeichnen würde. Alles war schwarz, das hatte schon etwas postapokalyptisches. Er befand sich in einem Keller, alles darin war weiß – abgesehen von der Kleidung. Die war ganz in schwarz. Wirklich alles, was sie dort anboten, war schwarz. [lacht] Ich lief also herum, gönnte mir einen Kaffee, ging Essen und schaute mir einige Sehenswürdigkeiten an.
Cameron: Da bist du ja gestern kilometerweit gelaufen!
CNTRY: Euer berühmtester Song ist ein Drinking Song… Und ihr habt einen so großartigen Katalog an Musik. Aber gibt es einen Song, von dem ihr einfach genug habt ihn zu spielen?
Cameron: Wir haben und geschworen, nie wieder „Last Dance With Mary Jane“ von Tom Petty zu spielen. Wir haben den in der Vergangenheit mindestens einmal alle zwei Wochen gespielt.
Mark: Also ich habe den noch nicht satt…
Cameron: [lacht] Natürlich, es ist ja auch ein unglaublicher Song! Wir durften ihn sogar für ein Tom Petty Tribute-Album aufnehmen. Es ist einer der größten Songs, die jemals geschrieben wurden. Da war es uns eine Ehre, ein Teil dieses Projekts zu sein. Aber wir spielten ihn seit den Anfängen der Band.
Mark: Es gibt noch einen anderen Song…
Cameron: Welcher?
Mark: Wir haben den Song „Make A Little“ aus unserem ersten Album viel zu oft während der Radiotour und unseren Shows gespielt. Sodass wir ihn jetzt mit Sicherheit seit vier oder fünf Jahren nicht mehr live performt haben. Das ist ganz klar der Song, den wir in den Ruhestand geschickt haben.
Wird wohl ein Klassiker: „Halfway To Heaven“
„Halfway To Heaven“ ist unser Rockstar-Moment“
– Mark Wystrach (Midland)
CNTRY: Lasst uns kurz über euer neues Album „Barely Blue“ sprechen. Das ist nämlich viel entspannter! Wie kam es dazu?
Mark: Es ist interessant, dass du darauf Bezug nimmst. Denn „Barely Blue“ ist tatsächlich anders. Es war ein kleiner Richtungswechsel für uns, wir haben dafür mit einem neuen Produzenten zusammengearbeitet. Es war das erste Mal, dass wir mit dem großen Dave Cobb arbeiten durften. Wir haben uns zu einem Ort namens Savannah, Georgia aufgemacht. Dort kannst du die Quintessenz des Südstaatler-Lebensgefühl einatmen. Denn es ist wunderschön an der Küstenwasserstraße, zwischen all ihrem Louisianamoos und den großen Eichen. Wir lebten dort für zwei Wochen. Dave suchte die Studiomusiker aus und wir nahmen das ganze Album im Wohnzimmer seines alten Hauses aus. Für uns war das eine Möglichkeit einige unserer anderen Einflüsse auszuleben. Ich finde, die ersten paar Alben waren sehr von Honky Tonk, Rock & Roll und Blues getrieben. Das hier war mehr eine Erkundung in die Welt des R&B und Gospel. Eine ganz andere Bandbreite, die auch mehr Soul Grooves hervorgebracht hat.
Wir spielen „Barely Blue“, „Old Fashioned Feeling“ „Lucky Sometimes“ und „Halfway To Heaven“ daraus live auf unseren Konzerten. All diese Songs zeigen die große Palette an Arrangements und Musikstilen, die dieses Album auszeichnet. Daher bringt es uns sehr viel Spaß, das live auf die Straße zu bringen. Denn sie zeigen nicht nur unsere Einflüsse, sondern die unterschiedlichsten Dynamiken und Talente der Band. Auch, das wir wirklich spärliche und runtergebrochene Arrangements wie bei „Lucky Sometimes“ auf die Bühne bringen können. „Halfway To Heaven“ hat währenddessen etwas von einer Rockoper. Es ist fast schon ein konzeptioneller Song. Diesen Song spielt die gesamte Band momentan am liebsten. Jeder muss sich dabei vollends konzentrieren, da er einen anspruchsvollen Groove hat. Aber ich habe das Gefühl, dieser Song ist ziemlich groß, er ist wohl unser Rockstar-Moment.
Midland spielten bereits 2022 in der Hansestadt, im August kommen sie wieder!
Midland live im Gruenspan 2022, Foto: Dörthe Bruske (@portraitgallery_hh) für CNTRY
CNTRY: Wenn ihr an das deutsche Publikum denkt… Was zeichnet uns am meisten aus?
Cameron: Das deutsche Publikum ist wirklich sehr aufmerksam. Ihr seid auch sehr engagiert! Wir merken während einer Show sofort, dass ihr aufmerksam zuhört. Es gibt kaum Lärm, keiner ist abgelenkt. Alle sind sehr fokussiert und voll dabei. Wenn es dann an der Zeit ist zu klatschen und ihr beeindruckt seid, gebt ihr uns einen tosenden Applaus zurück. Nicht nur ich, sondern die gesamte Band weiß das sehr zu schätzen. Denn dein Wunsch ist, dass das Publikum in die Musik eintaucht. Bei und kommt nämlich nichts aus der Konserve. Das heißt, wir haben keinen Computer, der Dinge einspielt, die auf der Bühne nicht passieren. Wir machen niemanden etwas vor,denn wir sind keine Pantomime. Es gibt also viel Menschlichkeit in unseren Songs.
Mark: Mal abgesehen von diesem einen Song… [lacht]
Jess: Bei dem wir uns auch etwas vormachen… [grinst]
Cameron: Mal abgesehen von diesem einen Song… Es ist eine Belohnung für uns, jeden beliebigen Song an jedem beliebigen Abend zu spielen, wenn dir die Menge zuhört. Aus irgendeinem Grund fühlt sich das auf der Bühne lohnender an. Du bekommst dann ein Gefühl von, „Siehst du, wir haben mal wieder abgerissen!“ Zumindest ist das für mich so. Denn ich kann mich an keinen Song erinnern, bis kurz bevor er angespielt wird. Ich bekam nämlich während meiner Kindheit einen Schlag auf den Kopf!
Mark: Zum wiederholten Mal!
Cameron: Hab ich dir bereits erzählt, dass ich in meiner Kindheit einen Schlag auf den Kopf bekam?
CNTRY: Du kannst mir jeden Müll erzählen!
Jess: Das war übrigens ein Adler! [lacht]
Mark: Das ist voll und ganz amerikanisch! [lacht]
CNTRY: Auf was freut ihr euch in nächster Zeit am meisten? Gibt es neue Musik?
Jess: Wir haben tatsächlich bereits angefangen, neue Musik aufzunehmen. Wir werden in den nächsten paar Monaten zwei neue Songs rausbringen. Wir haben gerade einen Song mit MacKenzie Carpenter herausgebracht, der überall erhältlich ist. Ein toller Love-Song, den wir mit ihr aufgenommen haben. Es gibt auch schon ein Musikvideo dazu. „I Wish You Would“ heißt er…
Midland & MacKenzie Carpenter mit „ I Wish You Would“
Das ist ein wirklich feiner Song, der in den USA bereits ziemlich gut aufgenommen wird. Er hat schon fast eine Art Disco-Gefühl an sich. Es ist eine Reise in die 70er-Country-Jahre. Einfach nur ein eingängiger, launiger Song. Wir haben nicht oft, die Möglichkeit, Duette aufzubauen. Vor allem mit weiblichen Künstlern. Wir haben zwar schon mit Brooks & Dunn, Jon Pardi und Paul Cauthen zusammengearbeitet…
Mark: Wir hatten auch Kaitlin Butts auf der Neuinterpretation von „Vegas“. Das war eine wahre Kollaboration, wenn du dir die Konzeption anschaust!
Jess: Wir werden also neue Musik herausbringen und im August hierher zurückkommen. Das wird die wirklich ausgedehnte Tour, bei der wir mehr festen Boden betreten werden. Wenn uns jemand bei keiner dieser Shows sehen konnte, ist das also seine Chance. Denn wir werden für zwei bis drei Wochen hier sein. Bis dahin werden wir wieder im Studio sein, an ein neues Album arbeiten und eben das typische Midland Zeug machen.
Im August gehen Midland auf große Europatour, bei der auch ein Konzert in Hamburg ansteht. Außerdem erscheint am 23. Mai 2025 ein neuer Song des Country-Trios. „Glass Half Empty“ kann hier vorbestellt werden.