Koe Wetzel im exklusiven Interview mit CNTRY über Country, Grunge, Tequila und seinem Hit-Song „High Road“.
Koe Wetzel hat noch nie eine Genre-Mauer getroffen, die er nicht niederreißen konnte: Der texanische Singer-Songwriter hat sich mit seinen Songs, die Country, Rock, Hip-Hop und sogar Neunziger-Grunge mischen, ein begeistertes Publikum erspielt. Sein 2016 erschienenes Debütalbum „Noise Complaint“ machte ihn durch seine unverblümten Texten über durchzechte Nächte, gebrochene Herzen und Gefängnisaufenthalte bekannt. Sein neuestes Album „9 Lives“ erschien im Juli diesen Jahres und enthält unter anderem die Top 20 Single „High Road“ mit Popstar Jessie Murph.
Bis heute hat Wetzel insgesamt 3,4 Milliarden Streams und schafft mit seinen Live-Konzerten, die er als „totales Chaos“ beschreibt, ein echtes Erlebnis. Dieses Erlebnis brachte er Anfang November im Rahmen seiner „Damn Near Normal World Tour“ nach Europa. CNTRY traf sich daher kurz vor seinem Konzert mit Koe Wetzel zum exklusiven Interview in Berlin.
Was ihm so richtig gegen den Strich geht, warum der beste Country-Rock aus Texas kommt und wann im Hause Wetzel der Weihnachtsbaum steht, erklärt der 32-jährige Ausnahmekünstler in unserem Gespräch.
CNTRY: Du bist zum ersten Mal in Europa und tourst auch zum ersten Mal durch Deutschland. Wie läuft die Sauftour bisher?
Koe Wetzel: (lacht) Das ist es! Es war bisher wirklich eine Sauftour. Ich hatte einige meiner Leute schon erzählt, dass ich hier in den letzten zwei Wochen mehr Bier getrunken habe, als in den vergangenen fünf Jahren zusammen. Aber wir hatten eine tolle Zeit, zwar mit wenig bis gar keinen Schlaf. Ständig nur Rock & Roll und durchzechen. Es war toll, wir hatten eine Menge Spaß.
Du hast in den letzten paar Tagen einige europäische Länder bereist. Welches hat das beste Bier und den besten Whiskey?
Da würde ich ganz klar mit Deutschland gehen. Das deutsche Bier ist das Beste. Wir haben während dieses Trips nicht viel Whiskey getrunken. Nur in London, das war einer der ersten Stopps hier. Dort haben wir sehr viel japanischen Whiskey getrunken. Danach war ich ziemlich fertig und habe mir gesagt, es reicht jetzt. Ab jetzt nur noch Bier. Und davon gibt es hier zu viel Gutes.
Du bist gerade auf deiner „Damn Near Normal World Tour“, die nach einem Song auf deinem brandneuen Album „9 Lives“ benannt ist. Das ist viel zurückhaltender, als alles was wir bisher von dir gehört haben. Warum?
Ich dachte, es spiegelt einfach perfekt wieder, wo ich gerade in meinem Leben und der Karriere stehe. Ich fand, es war Zeit für einen neuen Sound – wobei – nicht unbedingt ein neuer Sound, eher eine andere Richtung einzuschlagen. Auch die Art wie wir die Platte geschrieben und zusammengestellt haben. Das ist die erste Platte, auf der ich mit anderen Songwritern zusammengearbeitet habe, ich habe manche Songs sogar nicht mal selbst geschrieben. Es ist ein besonderes Album für mich und etwas, dass ich den Fans geben wollte.
Neben diesen fremd geschriebenen Titeln hast du auch zwei Coversongs auf das Album gepackt, nämlich „Reconsider“ und „Depression & Obsession“. Was macht diese beiden Tracks so besonders für dich, dass du sie unbedingt aufnehmen wolltest?
Bei „Depression & Obsession“ ist es einfach zu beantworten. XXXTentation war während der großen Rap-Ära in den USA mein Lieblings-Underground-Rapper. Mit seinem Tod, wusste ich, da ist eine Menge gute Musik verloren gegangen, die wir nie zuhören bekommen werden. Also wollte ich dem Track ein Denkmal setzen, indem ich ihn auf die Platte packe. Was „Reconsider“ von Keith Gattis angeht… Er hat tatsächlich einige meiner liebsten Texas-Country-Hits geschrieben. Viele sogar, von einigen wusste ich nicht mal, das sie aus seiner Feder stammen. Dann waren wir an einem Abend auf der Ranch, hatten irgendetwas zusammengebraut, da lief dieser Song im Radio. Ich hatte ihn vorher nie gehört. Wir waren gerade dabei, das Album zu Ende zustellen und ich wollte den Song unbedingt aufnehmen. Also ging ich eine Woche später ins Studio und sang ihn ein. Wir haben unser Bestes getan, um diesen Song neu aufzunehmen. Ich hoffe, wir werden ihm gerecht. Ich zumindest bin davon überzeugt und es ist einer meiner Favoriten auf dem Album.
Wenn wir gerade über gute Songs sprechen, ich meine mir gefällt das gesamte Album ziemlich gut. Aber ich mag „High Road“ sehr gerne. Von vielen wurde Jessie Murph für diese Kollaboration gescholten. Das kann ich mir selbst nicht erklären!
Ich verstehe das auch nicht. Dir scheint es dabei zugehen wir mir. Ich glaube, Keiner hat das verstanden. Ich glaube, dass war nur eine kleine Eintagsfliege von ein paar Highschool Kids, auf die dann andere aufgesprungen sind. Wie gesagt, ich bin auf deiner Seite. Jessie ist phänomenal, sie ist eine fantastische Künstlerin. Und was sie dem Song gegeben hat, machte ihn von der Originalversion völlig unabhängig. Dann kam der Shitstorm auf, und das hat mich echt angepisst. Denn sie war einer Menge Hass ausgesetzt, was sie nicht verdient hat. Das war einfach unnötig, aber du weißt ja wie das Internet heutzutage funktioniert. Da ist alles irgendwie eine Nummer drüber. Man weiß nie was man bekommt, aber so ist das halt. Jessie hat ihren Teil gerockt und „High Road“ ist einer unserer größten Hits und tut uns ziemlich gut.
„High Road“ ist dein erster Song, der auch im populären Country-Radio gespielt wird. Wie fühlt sich das an?
Das ist wirklich ziemlich cool. Wir hatten vorher noch nie ein Team für Radio-Promotion. Im Oktober haben wir unser zwölfjähriges Jubiläum gefeiert und sich nach zwölf Jahren nicht nur im Radio zu hören , sondern auch seinen ersten Radiohit zu haben, ist ziemlich wild. Aber verdammt großartig.
Koe Wetzel und Jessie Murph landeten mit „High Road“ einen großen Charterfolg:
Gibt es andere Musiker, mit denen du zusammenarbeiten möchtest?
Ja, natürlich. Aber weißt du, ich gehe einfach mit dem Strom. Ich möchte nichts erzwingen. So war ich schon immer, ich bin immer mit dem Strömung gegangen. Wenn es sich ergibt ist das cool, wenn nicht auch in Ordnung. Ich werde niemanden anbetteln mit mir zusammenzuarbeiten. Trotzdem hoffe ich natürlich, dass wir in Zukunft irgendetwas verrücktes am Start haben werden.
Und mit wem würdest du niemals einen Song aufnehmen? Wer geht dir so richtig gegen den Strich?
(lacht) Da fällt mir jetzt keiner ein. Wirklich nicht. Ich glaube, da muss ich passen. Das ist keine einfache Frage, die wurde mir auch noch nie gestellt. Lass uns doch zur nächsten Frage übergehen!
Auf meinen Weg hier her habe ich zufällig ein TikTok Video von Bobby Bones gesehen. Dort hat er erzählt, dass er gewarnt wurde mit dir abzuhängen. Wo kommt diese Furcht mancher Menschen vor dir her?
Das kann ich mir auch nicht erklären, er hat mir das aber erzählt als wir uns zum ersten Mal trafen. Er meinte wirklich, ihm wurde geraten nicht mit mir abzuhängen oder zu sprechen. Da dachte ich mir, das können nur Leute meinen, die mich vom Hörensagen kennen. Die Leute mögen wohl all die Erzählungen und Gerüchte. Über mich muss es wohl einige geben, wobei ich nicht weiß welche. Wenn man mich um vier Uhr in der früh erlebt, dann kann ich das vielleicht noch verstehen. Aber so ist das unverständlich. Bobby ist übrigens ein echt cooler Kerl!
“Ich gehe einfach mit dem Strom.“
– Koe Wetzel
Du bist ein texanischer Country-Rock Sänger. Eine andere Country-Rock Band (Giovannie & The Hired Guns, Anm. d. Red.) eröffnet heute das Konzert für dich. Es gibt ohne Zweifel diese Texas-Rock Bewegung, die gerade Wellen schlägt. Was ist ihr Ursprung?
Ich denke, es ist aus der Cross Canadian Ragweed und Texas Dirt Bewegung entsprungen. Dann kommt noch hinzu, dass wir alle aus der selben Generation kommen, die mit dem Punk-Rock der frühen 2000er-Jahre und dem Grunge-Zeug aufgewachsen sind. Das ist einfach der Scheiß, den wir hören. Wir nehmen diese Musik, vermischen sie mit dem texanischen Zeug den es schon immer gegeben hat und machen daraus unser eigenes Ding. Das ist doch ziemlich cool. Da draußen gibt es eine Menge knallharter texanischer Bands, die zwar das gleiche durchziehen, aber trotzdem ihr eigenes Ding drehen. Das ist doch auch was Texas zu Texas macht. Mach was du willst! Wenn du Country in die Rockmusik packen willst, tue es! Von mir aus auch Grunge und Country. Das ist doch völlig egal und der eigentlich coole Teil unserer Arbeit.
Einer dieser Sachen, die du einfach mal gemacht hast, war deine Weihnachts-EP aus dem letzten Jahr. Dieses Projekt war ehrlich gesagt das Letzte, was ich von dir erwartet hätte. Bist du wirklich so ein großer Weihnachtsfreund?
Ja Mann, ich bin ein riesiger Weihnachtsfan! Auch schon jetzt im November. Sobald ich nach Hause komme, wahrscheinlich am achten November, werde ich meinen Weihnachtsbaum aufstellen. Ich bin einfach immer in Weihnachtsstimmung, das habe ich von meiner Mom geerbt. Sie hört Weihnachtsmusik rauf und runter. Direkt nach Thanksgiving spielt sie nur noch weihnachtliche Musik an. Da dachte ich, das wäre doch ein cooles Projekt. Wir gehen es zum Ende des Jahres meist ruhiger an, zumindest was die Arbeit im Aufnahmestudio angeht. Das gab uns die Chance ins Studio zurückzukehren und verschiedenste Dinge auszuprobieren. Wir wollten die Leute auch etwas aus dem Konzept bringen und überraschen, das hat scheinbar funktioniert. Aber es hat auch eine Menge Spaß gemacht.
Und was liegt an Heiligabend unter deinem Weihnachtsbaum?
Ich muss ehrlich mit dir sein, wahrscheinlich einige Stücke Kohle. (lacht) Es wird wohl ziemlich viel Kohle geben und etwas Tequila. Wenn ich Glück habe wird mir Tequila geschenkt. Aber es wird wohl auf Kohle hinauslaufen. (lacht)
Kannst du mir abschließend einen Tipp für einen richtig guten Tequila geben?
Ganz klar Casamigos! Das bekommst du hier leider nicht so leicht, also haben wir uns in den letzten Tagen für El Jimador entschieden. Das ist jetzt nicht der Beste, aber schlecht ist er auch nicht. (lacht)
Vielen Dank für das Gespräch, Koe.